Ein Teilnehmerbericht von Michael Ohlhoff
Zwanzig Jahre - sogar ziemlich genau zwanzig Jahre hat mein .375 Smith & Wesson Revolver ein ziemlich unbeachtetes und vor allen Dingen unbenutztes Dasein gefristet. Der Grund war auch ein ganz einfacher, ich mag keine Kurzwaffen, weil ich damit eigentlich nie wirklich problemlos getroffen habe. Somit hatte ich das Ding von zwanzig Jahren das letzte Mal in der Hand; nach 50 Schuss in Waakhausen war ich so gefrustet, dass ich ihn verdammt hatte und somit lag er seit diesem Tage sehr sicher in Dunkelheit.
Das sollte sich mit dem BDJV-Seminar „Kurzwaffenschiessen für Anfänger" ändern, wobei ich mir auf der Fahrt zum Schiessstand Oberg schon mehrmals die Frage stellte, was ich da eigentlich will. Kurzwaffenschiessen für Dummies wäre, glaub' ich, besser für mich. Und wer hat mich eigentlich auf dieses schmale Brett gebracht, ja das weiß ich noch, es war Michael auf dem Nachsuchenlehrgang bei Jochen Borngräber, da hatten wir über Kurzwaffen gesprochen und ich erwähnte, dass ich zwar auf 200 Meter eine Streichholzschachtel mit der Langwaffe treffe, aber keinen Elefanten mit der Kurzwaffe auf 10 Meter. Ja und da sagte Michael, geh' mal zum Kurzwaffenseminar des VJN, die kriegen auch dich dazu mit dem Ding zu treffen und zwar ohne zu zielen.
Und nun saß ich mit 10 weiteren Delinquenten zum Theorie Teil in Oberg. Nach der Begrüßung von Udo Schmidt, dem VJN Referenten für Waffenrecht und Schiesswesen, übernahm unser Seminarleiter Hans-Peter Behrens, Oberkommissar, langjähriger Schusswaffen-Einsatztrainer bei der PD Hannover, den Kurs. Es ging los mit Konstruktionsmerkmale und -unterschiede, Funktionalität, Anatomie und Ergonomie, Feuerkraft, Effizienz fangschusstauglicher Kaliber, Sicherheitsstandards, usw. usw.
Man merkte, der Mann hat es drauf, in einer sehr souveränen und lockeren Art und Weise wurde das seit langem ungenutzte Wissen in unseren Köpfen wieder hervorgekramt.
Nach der Theorie folgte natürlich die Praxis, also Halfter an den Gürtel, Revolver rein – ab in die Reihe. Richtige Körperhaltung und Abzugstechnik, ich hatte mir bei dem Ding noch nie Gedanken über den Abzug gemacht! Aber, oh Wunder, das funzt.
Nun an die Leinwand, nein immer noch keine Bonschen in der Trommel, richtiges Halten der Waffe, wohin mit der anderen Hand, Muskelspannung. Körperschwerpunkt und fließende Bewegung. Jetzt wusste ich warum ich da war, das war alles komplettes Neuland für mich und ganz ehrlich ich hatte ja gaaaaar keine Ahnung. Lange Rede kurzer Sinn, nach diesen Trockenübungen ging es dann an die Leinwand. Oh Wunder, so schlecht war ich doch nicht.
Um jetzt nicht weiter mit den einzelnen Details zu langweilen, den Rest des Tages habe ich ca. 200 Schuss verschossen und wurde immer besser. Nicht nur ich, alle!
Von der konventionellen Zieltechnik über Kimme und Korn, bis zur symmetrischen Anschlagstechnik, da schreibe ich mal bei Udo ab. „...Grundlage bildet die Fähigkeit „räumlich" Doppelbilder zu generieren und dabei diese Technik zielgerichtet anzuwenden und fortlaufend zu verbessern, durch Zieländerung von großen zu kleinen Zielen, von Außen- zu Innentreffern, von Nah- zu Fernzielen."
Es hat MEGA Spaß gemacht, oder anders gesagt – noch nie hatte ich so viel Spaß und habe so viel gelacht auf einem Schießstand. Hans-Peter Behrens als Schiessausbilder ist der Hammer, man merkt dass er wirklich Erfahrung in der Ausbildung hat und man merkt vor allen Dingen, dass er daran auch wirklich Spaß hat und es gerne macht.
Und wie läuft es jetzt mit meinen Kurzwaffen-Schiesskünsten? Ich hätte es nicht geglaubt, wenn ich nicht dabei gewesen wäre. Ab Mittag haben wir alles, na ja fast alles, getroffen. Wir heißt, nicht nur ich, sondern auch meine Kollegen in diesem Kurs. Und ich war nicht der einzige mit solch einer Kurzwaffen-Vita, da waren Jagdaufseher, deren Kurzwaffe lag seit 30 Jahren im Tresor. :-)
Fazit: Ein toller Tag, super Referenten, viel Spaß, sehr viel gelernt, jedem zu empfehlen!
Und ich werde mit Sicherheit am Fortgeschrittenen-Kurs nächstes Jahr teilnehmen!!